Wie baufällig das Alte und wie anfällig das – provisorische – Neue hier in Venedig ist, sollte sich gestern mit erschreckender Deutlichkeit zeigen: Gegen Mittag fegte ein heftiger Gewittersturm über die Insel, im Presseraum des Casino, in dem ich gerade saß, begannen die Kollegen das stürmische Meer, auf das man von hier einen tollen Ausblick hat, zu fotografieren. Plötzlich aber, ich bemerkte es zunächst nur aus dem Augenwinkel, einigermaßen in Arbeit versunken, fingen sie an, etwas im Presseraum selbst zu knipsen. Abgewandt von den Panoramafesntern versammelte sich eine Menschenmenge, die mit allem aufnahm, was die Journaille so zur Verfügung hat, Handys, I-Phones, kleine und große Kameras. Und dann ging auf einmal das Licht aus und alle Leitungen, auch das Wlan, waren tot. Neugierig geworden verließ ich meinen Platz und sah es selbst: Von der Decke regnete es, einigermaßen heftig, auf einen ganzen Tisch mit Computern herab, die gerade eilig weggeräumt wurden. Auf Nachfrage erklärten die überforderten Zuständigen, man habe alles abstellen müssen wegen der Nässe und wisse nicht, wann das Internet oder überhaupt irgendwas wieder funktionieren würde. Obwohl kaum eine halbe Stunde später die Sonne wieder schien, hatte der Platzregung auch an zahlreichen anderen Stellen für Überschwemmungen gesorgt. Die Budenlandschaft, in dem zahlreiche Imbisse und auch das Kartenbüro untergebracht sind, wurde für den Rest des Nachmittags ebenfalls geschlossen. Wer sich aufregte, bekam allenthalben Schulterzucken zur Antwort. Denn: Wenn Venezianer an etwas gewöhnt sind, dann sind es wohl Überschwemmungen.
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